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Vor wenigen Stunden ist Nelson Mandela in seinem Heimatdorf Qunu beerdigt worden. Es war ein Staatsbegräbnis mit Angehörigen und etwa 400 Ehrengästen, die ihm das letzte Geleit gaben. Zuvor hatten 4500 geladene Gäste aus aller Welt bei einer bewegenden Trauerfeier Abschied vom charismatischen Freiheitskämpfer genommen. Vor zehn Tagen, am späten Donnerstagabend, ging die Nachricht von Mandelas Tod um die Welt. Die Medien konnten ihre längst vorbereiteten Nekrologe bringen. Vielen Menschen, in Südafrika, aber auch hier in Deutschland, trieb die Trauer Tränen in die Augen: Ein Mann, der Weltgeschichte schrieb und die Zeit in Bewegung brachte, ist nicht mehr unter uns.
Ich möchte hier nicht den x-ten Nachruf auf Nelson Mandela schreiben – das können andere besser. Sie haben ihn persönlich getroffen (das war mir nie vergönnt) oder haben den Kampf für Freiheit und Demokratie in Südafrika als Zeitzeugen miterlebt (dafür bin ich zu jung).
Im Rückblick kann ich feststellen, dass es bei meinen Reisen ins Südliche Afrika immer wieder Begegnungen mit dem positiven Wirken von Nelson Mandela gab. Wie segensreich sein Einsatz zum friedlichen Übergang Anfang der 1990er-Jahre beigetragen hatte: Die Spuren der eisernen Zeit der Apartheid verschwanden nach und nach, der internationale Flughafen in Johannesburg wurde umbenannt – vom Apartheids-Mitbegründer „Jan Smuts“ zum Anti-Apartheids-Politiker „Oliver Tambo“. In vielen privaten Häusern in Botswana, Südafrika und Namibia hatte ich Portraitfotos von Mandela gesehen. Ich erinnere mich an eine Begegnung 1999 im nordbotswanischen Sehitwa: Bei einem Streifzug durch den Ort lud mich eine Frau ein, ihr rundes Häuschen zu besuchen. Im Inneren die karge Einrichtung: ein Bett, eine Kommode, ein Tisch, ein Stuhl – und ein großes, gerahmtes Foto von Nelson Mandela. „He is my hero“, sagte die Bewohnerin damals – und lächelte.
Der Wandel war und ist auch deutlich in Johannesburg zu spüren: Die oft einseitig als gefährlichste Stadt der Welt verschrieene Metropole entwickelte in den vergangenen Jahren Urbanität und Selbstbewusstsein, zu finden in Soweto, das heute – auch – ein offenes Viertel ist, in das mittlerweile Touristen strömen. Oder in Melville – dort gibt es Cafes, Clubs und Live-Musik. Oder im Apartheids-Museum, das ich immer wieder gerne besuche, allein schon wegen seiner beeindruckenden Architektur. Der passende Claim des Museums: „Apartheid is finally where it belongs – in a museum.“
Bei meinem jüngsten Besuch 2012 gab es bereits eine Mandela-Sonderausstellung. Nelson Mandela – Gefangener, Freiheitskämpfer, Staatsmann… Der Widerspruch zwischen solchen griffigen Zuschreibungen und der bewegten und bewegenden Rolle des Charakters Mandela, die so umfassend war, dass sie in kein Klischee passt, wurde mir damals mehr als deutlich. Klar wurde mir auch: Südafrika bereitet sich auf den Tod von Mandela vor, und macht sich bereit, der jungen Generation, die Gott sei Dank selbst nie das Unrecht der Apartheid erleben musste, die Verdienste von Mandela und seinen „Comrades“ zu vermitteln.
Nach der Post-Apartheid-Zeit beginnt jetzt die Post-Mandela-Ära. Die Regenbogen-Nation ist längst im oft grauen Alltag angekommen. Der Zauber der ersten freien Wahlen in den 1990er-Jahren scheint verflogen. Noch immer leben zu viele Menschen in Armut. Der regierende ANC sieht sich immer wieder mit Korruptions- und Misswirtschafts-Vorwürfen konfrontiert. Es gibt Unruhen – Menschen gehen auf die Straße, leider auch gegen Flüchtlinge und Fremde. Ich wünsche den Menschen in Südafrika, dass es ihnen gelingt, das gerechte Erbe Mandelas anzutreten: Alle Menschen sollen in Würde leben können, der Staat möge seinen Aufgaben nachkommen und dabei nicht auf Hautfarbe oder Herkunft achten, und Recht, Gerechtigkeit und Demokratie mögen auch in diesem Land Afrikas immer den längeren Atem haben.

Menschenunwürdige Passgesetze: Im Apartheidsmuseum in Johannesburg sind vergrößerte Nachdrucke von Pässen aus der Apartheidszeit zu sehen. Im Pass war auch die Hautfarbe – schwarz, weiß, coloured, Indian… – vermerkt. Das Personaldokument musste immer mitgeführt werden. Foto: Niko Wald

Menschenunwürdige Passgesetze: Im Apartheidsmuseum in Johannesburg sind vergrößerte Nachdrucke von Pässen aus der Apartheidszeit zu sehen. Im Pass war auch die Hautfarbe – schwarz, weiß, coloured, Indian… – vermerkt. Das Personaldokument musste immer mitgeführt werden. Foto: Niko Wald

Menschenunwürdige Passgesetze: Im Apartheidsmuseum in Johannesburg sind vergrößerte Nachdrucke von Pässen aus der Apartheidszeit zu sehen. Im Pass war auch die Hautfarbe – schwarz, weiß, coloured, Indian… – vermerkt. Das Personaldokument musste immer mitgeführt werden. Foto: Niko Wald

Menschenunwürdige Passgesetze: Im Apartheidsmuseum in Johannesburg sind vergrößerte Nachdrucke von Pässen aus der Apartheidszeit zu sehen. Im Pass war auch die Hautfarbe – schwarz, weiß, coloured, Indian… – vermerkt. Das Personaldokument musste immer mitgeführt werden. Foto: Niko Wald

Aufgang zur zweten Ausstellungsebene im Apartheidsmuseum Johannesburg. Die Menschen, die dort zu sehen sind, sind Süfafrikanerinnen und Süfafrikaner. Sie berichten ihre Lebensgeschichte und wie sie von der Apartheid beeinflusst war. Die lebensgroßen Bilder der Zeitzeugen sind auf Spiegeln gedruckt – wer ihrer Geschichte gegenübersteht, blickt auch sich selbst an. Foto: NIko Wald

Nobelpreisträger unter sich. Mein Lieblingsbild aus dem Apartheidsmuseum zeigt Erzbischof Desmond Tutu, wie er – augenscheinlich hoch erfreut – im Fernsehen die Verleihung des Friedensnobelpreises an Nelson Mandela und den damaligen südafrikanischen Präsidenten F W de Klerk anschaut. Das Foto entstand 1993.Foto: NIko Wald

Blick in das ehemalige Wohnhaus von Nelson und Winnie Mandela in Soweto, Johannesburg, Südafrika. Das Haus ist heute ein Museum mit vielen Ausstellungsstücken, darunter Plakate, Geschenke, Protestschriften und Fotos. Foto: Niko Wald

Blick in das ehemalige Wohnhaus von Nelson und Winnie Mandela in Soweto, Johannesburg, Südafrika. Das Haus ist heute ein Museum mit vielen Ausstellungsstücken, darunter Plakate, Geschenke, Protestschriften und Fotos. Foto: Niko Wald

Blick in das ehemalige Wohnhaus von Nelson und Winnie Mandela in Soweto, Johannesburg, Südafrika. Das Haus ist heute ein Museum mit vielen Ausstellungsstücken, darunter Plakate, Geschenke, Protestschriften und Fotos. Foto: Niko Wald

Blick in das ehemalige Wohnhaus von Nelson und Winnie Mandela in Soweto, Johannesburg, Südafrika. Das Haus ist heute ein Museum mit vielen Ausstellungsstücken, darunter Plakate, Geschenke, Protestschriften und Fotos. Foto: Niko Wald

Hinter dem ehemaligen Wohnhaus von Nelson und Winnie Mandela in Soweto, Johannesburg. Foto: Niko Wald

Blick in das ehemalige Wohnhaus von Nelson und Winnie Mandela in Soweto, Johannesburg, Südafrika. Das Haus ist heute ein Museum mit vielen Ausstellungsstücken, darunter Plakate, Geschenke, Protestschriften und Fotos. Foto: Niko Wald

Das ehemalige Wohnhaus von Nelson und Winnie Mandela in Soweto, Johannesburg. Foto: Niko Wald

Schattenspiel im Foyer des „Mandela House“ in Soweto, Johannesburg: Foto: Niko Wald

Irrsinn des staatlichen Rassismus: Eine Tafel im Apartheidsmuseum informiert, dass es 1985 mindestens 1000 „Chamäleons“ gab. Damit sind Menschen gemeint, deren (vermeintliche) Hautfarbe oder ethnische Zugehörigkeit von staatlichen Stellen umdeklariert wurde. Foto: Niko Wald

Beklemmender Eindruck aus dem Foyer des Apartheidsmuseums in Johannesburg: Es gibt getrennte Eingänge für „Weiße“ und „Schwarze“, wobei die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gruppen auf die Eintrittskarte gedruckt ist. Die Besucher können sich sehen, sind aber mit Gittern und Stahlkonstruktionen voneinander getrennt. In den „Käfigen“ hängen vergrößterte Nachbildungen von Pässen aus der Apartheidszeit. SIe enhielten auch die (angebliche) Hautfarbe und ethnische Zugehörigkeit des Inhabers oder der Inhaberin. Foto: Niko Wald

Beklemmender Eindruck aus dem Foyer des Apartheidsmuseums in Johannesburg: Es gibt getrennte Eingänge für „Weiße“ und „Schwarze“, wobei die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gruppen auf die Eintrittskarte gedruckt ist. Die Besucher können sich sehen, sind aber mit Gittern und Stahlkonstruktionen voneinander getrennt. In den „Käfigen“ hängen vergrößterte Nachbildungen von Pässen aus der Apartheidszeit. SIe enhielten auch die (angebliche) Hautfarbe und ethnische Zugehörigkeit des Inhabers oder der Inhaberin. Foto: Niko Wald

Blick vom Dach des Apartheids-Museums, das gleichzeitig die oberste Ausstellungsebene ist, auf die Bürotürme des nahen Geschäftsviertels von Johannesburg. In Nachbarschaft des Museums liegt ein Vergnügungspark. Dessen Achterbahn ist zum Teil ebenfalls zu sehen. Foto: Niko Wald

Beklemmender Eindruck aus dem Foyer des Apartheidsmuseums in Johannesburg: Es gibt getrennte Eingänge für „Weiße“ und „Schwarze“, wobei die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gruppen auf die Eintrittskarte gedruckt ist. Die Besucher können sich sehen, sind aber mit Gittern und Stahlkonstruktionen voneinander getrennt. In den „Käfigen“ hängen vergrößterte Nachbildungen von Pässen aus der Apartheidszeit. SIe enhielten auch die (angebliche) Hautfarbe und ethnische Zugehörigkeit des Inhabers oder der Inhaberin. Foto: Niko Wald

Ein Raum, der mich immer wieder schockiert und in dem mir der Atem stockt. Die Seilschlingen an der Decke erinnern an die ungezählten Exekutionen, die der Apartheidsstaat vollstreckte – oft außerhalb jeglicher Rechtsstaatlichkeit. Foto: NIko Wald

Ein Einsatzfahrzeug der Polizei, mit dem die Sicherheitskräfte die zunehmenden Aufstände niederschlugen. Das Fahrzeug ist dermaßen „original“, dass Einschusslöcher und zersplitterte Scheiben zu sehen sind. Wer möchte, kann das Gefährt betreten – und die beklemmende Enge darin spüren. Foto: Niko Wald

Gleichheit, Verantwortung, Demokratie – diese Schlagworte sind am Ausgang des Apartheidsmuseums zu sehen, auch als Mahnung und Verfplichtung für das heutige Südafrika. Foto: Niko Wald
Niko Wald
inothernews.de ist der private und nicht-dienstliche Blog von Niko Wald - Journalist, Webmaster, Projektmanager, Redakteur und Onliner.
Politikwissenschaftler und Volkswirt, langjährige Arbeit als freier Journalist bei Tageszeitungen und Online-Redaktionen, ausgebildeter Tageszeitungs-Redakteur, Arbeit als Redakteur in einer aktuellen Printredaktion und als Online-Redakteur für die Öffentlichkeits- und Pressearbeit der internationalen NGOs Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe. Heute im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Seit 1999 begeistert von Botswana (Afrika).
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Außerdem (in freier Tätigkeit): Beratung von und Workshops für Kommunen, Universitäten, Kirchenkreise und Landeskirchen. Wissenstransfer und -vermittlung für Medienarbeit und Journalismus, Strategieentwicklung für Öffentlichkeits- und Medienarbeit, Projektmanagement für Websites und Onlineprojekte
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